3D-Drucker – Das singende Plastikmonster
Mein Interesse am 3D-Druck war der Grundstein (wieder) in die Bastelaktivitäten einzusteigen. Die Generation der aktuellen Drucker ist uneingeschränkt nutzbar auch ohne übermäßige Bastelneigung und liefert ordentliche Ergebnisse. Die Erkenntnisse daraus sind auch beruflich interessant, 3D-Druck etabliert sich in vielen Bereichen der Industrie.
Projekt: 3D-Drucker
Kontakt: Boris Dirnfeldner
Link: – eigenes Projekt –
Streng genommen ist der Drucker kein echtes Projekt, da ja die Basis eingekauft ist und grundsätzlich erst mal nur zusammengebaut wird.
In der Praxis hat das Gerät allerdings schon viele Änderungen erfahren und die Erfahrungen aus den eigenen Versuchen rechtfertigen hier auch von einem Projekt zu sprechen.
Wichtig: Der Artikel beschreibt meine Erfahrungen und Schlüsse, die für mich funktionieren. Das muss aber nicht immer richtig oder optimal sein. In einschlägigen Foren finden sich unglaublich viel Erfahrungen und noch mehr Meinungen. In letzter Instanz muss man sich selber einarbeiten und den eigenen Weg suchen. Leider ist die Technik noch nicht ohne handwerkliches Geschick und Hintergrundwissen zu nutzen, der Weg dahin ist aber schon erheblich weiter gegangen als vor wenigen Jahren.
Der Zusammenbau ist praktisch kein Problem, zumal die wichtigsten Problempunkte in Foren bereits bekannt waren.
Meine Lieferung hatte keine verbogenen Komponenten und die Druckplatte war (da aus Glas) auch gerade. Lediglich die bei der Vormontage offenbar serienmäßige Verspannung des Rahmens musste durch lösen von ein Paar Schrauben korrigiert werden.
Wie oft zu lesen ist der Einstieg hakelig. Die ersten Drucke schlagen zumeist fehl, das Testmodell ist in den ersten Versuchen meist Schrott. Grundlegendes Problem ist so gut wie immer die unzureichende Kalibrierung der Druckplatte („Leveln“, Einstellen des Abstandes Druckspitze – Druckbett). Nach einigen Versuchen funktioniert der Druck recht ordentlich.
Die Geräuschkulisse ist interessant. Die Schrittmotore erzeugen ein singendes Geräusch, damit wird einem nie langweilig. Lediglich die Lüfter sind etwas lauter. Im Wohnraum ist das Geräusch aber störend, Schlafen nicht möglich (und auch wegen der Luftbelastung nicht sinnvoll).
Die ersten „produktiven“ Drucke zielen auf die Verbesserung des Druckers. Der Ender-3 hat praktisch keine Filamentführung, viele Teile sind nicht abgedeckt. Daher wird erstmal das Display auf der Rückseite verdeckt, die vordere Umlenkrolle abgedeckt und eine einfache Filamentführung eingebaut. Die Verkabelung wird per Clip besser geführt und die Halterolle für die Filamentrollen mit einer Kugellager-basierenden Lösung ergänzt. Auch der Lüfter unter dem Druckbett wird gegen Schmutz von oben verblendet.
Auch ein Werkzeughalter am Rahmen wird angebaut.
Temperatur von Druckkopf und Druckplatte und die anderen Parameter für den Slicer erfordern einiges an Versuch und Irrtum. Man tastet sich ran, 2 Schritte vor und einen zurück. Irgendwann ist der Druck mit PLA relativ ordentlich, zum Glück sind Fehldrucke auch oft verwendbar (aber halt nicht schön). Und ständig das Bett „leveln“.
Bei den Drucken zeigt sich ab, das die vorhandenen Ventile für den Teflonschlauch diesen nicht sicher halten und damit ständig Probleme mit der Förderung des Filaments auftreten (Underextrusion). Dadurch bekommen die Modelle Löcher oder verlieren Stabilität.
Die Clips, die das verbessern sollen, funktionieren bei mir nicht. Daher Austausch des Ventils am Extruder gegen ein neues Teil, dann ist da Ruhe.
Dabei wird der Extruder auch gegen eine Version aus Metall getauscht, weil das Filament auch manchmal dort nicht richtig gefördert wird.
Grundsätzlich muss das Druckbett immer wieder mal mit Alkohol gereinigt werden, die Haftung ist recht ordentlich durch die Glasplatte. Versuche mit Kleber oder Klebeband sind nicht notwendig.
Beim Versuch mit PLA anderer Hersteller zeigt sich, das es Unterschiede gibt. Je nach Material sind die Ergebnisse unterschiedlich steif und benötigen auch unterschiedliche Temperaturen beim Druck. Hier gilt wieder Try & Error. Beim Slicer konnte ich die Parameter unverändert lassen.
Nachdem der Druck nun zuverlässig funktioniert, wird an der Druckgeschwindigkeit getunt. Nach einigen Versuchen läuft das System nun mit (im Vergleich) irrwitziger Geschwindigkeit. Die Oberflächen sind nicht mehr so schön, die Haltbarkeit der Modelle ist aber gleichwertig. Für Drucke während der Entwicklung eine tolle Sache.
Zuletzt wurden die Federn des Druckbetts gegen härtere Typen ausgetauscht. Dadürch ist das Leveling leichter und einmal eingerichtet, auch weniger häufig notwendig. Scheinbar bleibt die Positionierung besser stabil und wird beim lösen der Druckmodelle nicht mehr so leicht verstellt.
Ausblick:
Der Drucker wird immer wieder Änderungen erfahren. Je nachdem was gerade gemacht wird, zeigt sich Potential für Verbesserung und kann auch gut umgesetzt werden.
Ein sehr wichtiger Punkt ist das nervige, aber wichtige Leveling. Wenn es überhaupt einen echten Kritikpunkt an Druckern dieser Klasse gibt, dann das es kein Autoleveling gibt. Das manuelle Einrichten ist oft einfach nervig.
Fazit:
3D-Druck ist toll. Man kann „mal schnell“ ein Teil bauen ohne Drehbank oder Schreinerausbildung. Wenn man sich mal ein Gespür für die Parametrisierung erarbeitet hat ist das Arbeiten recht einfach.
Neue Filamente, Materialien oder Umbauten werfen einen aber oft wieder zum Anfang zurück.