Solaranlage im Eigenbau – Organisierte Unmöglichkeit
Kontakt: Boris Dirnfeldner
Link: – eigenes Projekt –
Ich fang‘ mal ganz untypisch mit dem Fazit zuerst an: Wenn Ihr nur eine Solaranlage haben wollt, das korrekt mit Anmeldung etc. machen und EEG Forderung bekommen wollt, dann kauft Euch das Teil komplett vom Dienstleister inklusive Anmeldung. Nicht, weil es technisch unmöglich ist und nur Raketen komplexer sind, sondern weil Ihr an den Rahmenbedingungen verzweifelt.
Beim Aufbau einer EEG-geförderten Anlage ist es zwingend notwendig, dass eine Elektrofachkraft (die den Anforderungen des Netzbetreibers genügt) für die Anlage die Konformität bescheinigt. Das wäre an sich nicht unmöglich, zumal die Elektrik nicht besonders komplex ist. Faktisch ist es aber fast unmöglich, hierfür noch jemanden zu bekommen. Zum einen haben die Jungs mehr als genug anderes zu tun, zum anderen stehen sie dabei erheblich mit in der Verantwortung. Und das führt dann dazu, dass es keiner mehr macht. Ich habe mehrere Monate nach einem Elektriker für die Inbetriebsetzungsanzeige gesucht. Die Antworten waren (sofern überhaupt eine Reaktion gekommen ist) unisono, dass nur noch von den Leuten selbst installierte Anlagen bearbeitet werden. Die meisten haben gar nicht mehr reagiert.
Vor ein paar Wochen habe ich dann doch noch jemanden dafür gefunden (auf Facebook, ich glaube es nicht…).
Der Vorgang an sich war, wie erwartet, dann ohne echte Probleme durchgelaufen. Ein Paar Hausaufgaben, und wir waren beide zufrieden. Ich war aber davor schon, ehrlich gesagt, am Aufgeben.
Die andere Seite ist die Anmeldung an sich. Das Verfahren ist eigentlich nicht kompliziert und kann grob in folgende Schritte gefasst werden:
– Beim Netzbetreiber eine Anmeldung, dass eine Solaranlage mit oder ohne Speicher aufgebaut wird (bei <10KW Leistung eigentlich immer möglich).
– Die Genehmigung abwarten (das ging bei mir fast rasant in einer Woche).
– Die Anlage aufbauen (lassen).
– Die Anlage vom Elektriker In Betrieb setzen lassen und die entsprechende Anzeige an den Netzbetreiber geben lassen.
– Die Anlage im Marktstammregister registrieren (spätestens innerhalb 4 Wochen nach Inbetriebsetzung).
– Vom Netzbetreiber, wenn erforderlich, einen Zählerwechsel durchführen lassen (wenn er denn die Zeit dafür findet).
– Die aktuellen Zählerstände melden oder prüfen lassen (scheint unterschiedlich zu laufen).
Wenn das alles durch ist, dann wird der eingespeiste Strom vom Netzbetreiber jährlich vergütet und der rechtliche Rahmen ist korrekt eingehalten worden.
Allerdings dauern die Schritte beim Netzbetreiber gerne mal mehrere Wochen, unabhängig ob es nur eine Formalie (bei <10KW eigentlich immer) oder echte Prüfungen (wie z.B. bei Großanlagen) sind.
Da der Elektriker auch mal ein paar Tage braucht, man selber manchmal auch, kommen in Summe viele Wochen Verzug raus, egal wir simpel die Elektrik eigentlich ist.
Bei Dienstleistern laufen die Schritte daher nebeneinander und am Ende warten alle ein Paar Wochen, bis die Formalien durch sind.
Nachfragen ist übrigens ziemlich sinnlos. Die Antwort lautet sinngemäß, dass wegen der Überlastung der Vorgang leider länger dauert. Eine andere Antwort bekommt der Elektriker allerdings auch nicht. Vor dem Netzbetreiber sind wir alle gleich.
Die Anlagen sind bei keinem der Beteiligten Neuland. Aber das Verfahren verhält sich immer noch so, als wäre eine solche Anlage die Erschließung eines Kontinents.
Und die Tatsache, dass ein solcher Aufbau faktisch ohne eine Solarfirma gar nicht durchführbar ist, erinnert mich dann doch wieder an die frühen Zeiten der Posttelefone. Da war auch alles Raketenwissenschaft und keiner durfte irgendwas ohne zugelassene Fachkraft. Manchmal war das ganz gut, aber eben ganz oft einfach nur Blödsinnig.
Daher muss ich für mich das bittere Fazit ziehen, dass man entweder wirklich das ganze einer Firma übergibt oder/und sehr viel Zeit mitbringt und Nervennahrung bunkert. Von der Anlage selber bin ich allerdings ziemlich angetan. Also nicht missverstehen, ich mosere nur über den formalen Krampf.
Beim Nachbarn wurde zwischendurch auch eine vergleichbare Anlage mit Speicher von einem Dienstleister aufgebaut. Das war ziemlich interessant anzuschauen, zumal die Jungs offensichtlich das nicht zum ersten Mal gemacht hatten. Nach 2 Tagen war das Teil fertig aufgebaut.
Bei mir waren hier viele Dinge zu berücksichtigen, die mit einer Anlage von der Stange alleine nicht erledigt gewesen wären. Daher war für mich der Weg so Ok und das Ergebnis viel näher an meinen Vorstellungen. Auch war zum Zeitpunkt, an dem ich die Anlage gestartet habe, kein regionaler Solateur greifbar (und die Alternativen preislich auch wenig attraktiv). Heute wäre das wahrscheinlich ein wenig anders, aber was solls.
Im diesen Sinne hoffe ich dieses Jahr noch offiziell fertig zu werden, so der Netzbetreiber will, und wünsche allen ein schönes Fest und ein gutes Neues Jahr 2024!
Nachtrag Januar 2024
Nachdem sich einige Wochen gar nichts getan hatte, wurde mal wieder eine erneute Anfrage zu möglichen offenen Punkten fällig. Nach 2 weiteren Wochen wurde mir darauf schriftlich mitgeteilt, dass die (genehmigte) Anmeldung von Februar 2023 im Mai 2023 abgelaufen war und damit hinfällig ist. Wohlgemerkt, stillschweigend ohne irgend einen Hinweis. Da Ende Februar 2024 auch das System umgestellt wurde, kann im Altsystem auch keine Änderung mehr erfolgen. Die Meldung der Inbetriebnahme ging damit ins Leere, natürlich auch unkommentiert.
Fazit: Neuanmeldung im neuen System, keine Alternativen. Im Rahmen der erneuten Anmeldung wird inzwischen zumindest darauf hingewiesen, dass die Vorgänge nach Ablauf der Frist ohne Benachrichtigung verfallen. Natürlich gibt es auch keine Beschleunigung des Verfahrens, also weitere Wochen warten.
Auch wenn das sicher dem Workflow des Netzbetreibers entspricht, ist es nur noch zum Verzweifeln. Da waren wir sogar in den 80ern schon weiter als derzeit. Zumindest war da ein Antwortbrief das Minimum. Mein Elektriker hat übrigens eine ähnlich hohe Meinung vom Dienstleistungscharakter dieser Institution. Sollte ich das irgendwann fertig bekommen, war’s das für mich mit den Nasenbären. Ich habe wirklich alles an Geduld aufgebraucht und der gute Willen war schon letztes Jahr deutlich reduziert. So wird das sicher nix mit der Energiewende (zumal Firmen da ähnliche Erfahrungen mit den Netzbetreibern machen).
Ach ja, ganz nebenbei, ein befreundetes Pärchen hat in einem anderen Landkreis auch eine ähnliche Konstellation. Obwohl dessen ebenfalls genehmigter Antrag noch gültig ist, wartet er auch schon mehrere Wochen darauf, nach der Inbetriebsetzung die finale Freigabe zu bekommen. Wohlgemerkt, auch da ist kein Zählerwechsel oder sonst was erforderlich. Nur der Abschluss. Ein Schelm, der da nicht Absicht unterstellt.
Nachtrag März 2024
Wieder einige Wochen später ist die Anmeldung offenbar nun endlich durch.
Kommuniziert wurde das durch ein Stapel Papier mit einer Abrechnung sowohl der Altanlage als auch der neuen ab Datum des ersten Anmeldeversuchs im letzten Jahr. Das ist schon fair gemacht und beschweren darf ich mich darüber nicht. Eine einfache Email, dass die Vorgänge aber nun erledigt sind und zu welchen Konditionen denn nun eingespeist wird, wäre aber schön gewesen. Naja, zumindest hat das Drama nun ein Ende.
Beim Speicher scheitert es nun wieder mal, dass sich kein Elektriker zur Abnahme finden lässt.
Die Anmeldung kann ich ohne ja auch nicht starten, also suche ich mal gepflegt weiter, ein Paar Jahre oder für immer.
BTW: Die Anlage vom befreundeten Pärchen ist nun auch erfolgreich angemeldet. So richtig Freude zeigt sich nach den Dramen aber nirgends mehr.